Rio-Palisander - ein Problem?
Rio-Palisander auf Gitarren - wie erkennen und was tun?
Diese Seite widmet sich dem Thema Rio-Palisander bzw. Brazilian Rosewood bzw. Dalbergia nigra (unterschiedliche Namen für ein und dasselbe Holz) und dessen Verwendung auf Musikinstrumenten sowie den sich daraus ergebenden Problemen.
Zu diesem tropischen Edelholz finden wir folgende Infos bei Wikipedia: Rio-Palisander (Dalbergia nigra), auch Brasilianisches Palisander genannt. In Brasilien besteht seit 1968 ein Ausfuhrverbot für Rundholz dieser Art. 1992 wurde Rio-Palisander unter Artenschutz und 1998 unter den verschärften Artenschutz (Cites-Liste, Anhang I) gestellt (CITES-gelistet). Bis zu diesem Zeitpunkt war es für hochwertige Möbel und gehobene Raumausstattungen sowie wegen seiner einzigartigen Klangeigenschaften für akustische Gitarren und andere Musikinstrumente sehr begehrt. Nach Einsetzen des Handelsverbots ist das Holz praktisch wertlos geworden, da jeder Verkauf ohne gültige Cites-Dokumente verboten ist und dieser ggfs. von den Naturschutzbehörden mit hohen Geldbußen sanktioniert wird. ...und das ist nun das Problem vieler Besitzer von Musikinstrumenten geworden. Am häufigsten betroffen sind Gitarrengriffbretter von Instrumenten, die vor 1966 hergestellt wurden, allen voran Fender und Gibson Gitarren und Bässe (alleine in Deutschland dürften es über 30.000 Instrumente sein). Erst durch einen Leserbrief in dem Musiker-Magazin Gitarre&Bass im Jahre 2011 wurde dieses Problem in Musikerkreisen publik. Das entfachte eine Diskussion in diversen Medien und Foren und mündete gegen Ende 2012 in der Beschlagnahme diverser Instrumente mit und ohne Rio-Palisander sowie der Absage der seit 1985 stattfindenden Vintage-Guitar Show in Oldenburg. Bis 2011 hatten weder Musiker noch Gitarrenbauer, Händler oder die Musiker-Presse von diesem seit 1992 geltenden Vermarktungsverbot gewußt. Nach dem Bekanntwerden dachten viele zunächst, nur Instrumente, die nach 1992 gebaut wurden wären betroffen. Es stellte sich dann aber heraus, dass alle Instrumente, die nach 1947 mit Rio-Palisander bestückt wurden ohne das entsprechende Zertifikat nicht kommerziell genutzt werden dürfen. Alle vor 1947 gebauten Instrumente gelten als Antiquität und sind nicht betroffen. Unter Vermarktung versteht man den Verkauf, die Ausstellung (gegen Eintrittsgeld) und zunächst wurde selbst das öffentliche Spielen eines solchen Instrumentes gegen Gage als Vermaktung eingestuft. Das führte sogar zu einzelnen Beschlagnahmen von Instrumenten während eines Konzertes. Die Behörden hatten sicherlich von dem Vermarktungsverbot gewußt, es jedoch fast 20 Jahre lang versäumt, diese Problematik in Musikerkreisen bekannt zu machen, denn man wußte wohl von der Verwendung dieses Holzes im Möbelbau aber nicht, dass Rio-Palisander bis in die Mitte der 60iger Jahre ein gängiges Holz für Gitarrengriffbretter und teils auch für Korpusse von Konzertgitarren war. Durch den Skandal um illegal geschlagenes und eingeführtes Tropenholz im Jahre 2011 in den die Firma Gibson und die inzwischen nicht mehr existierende Hamburger Firma Nagel verwickelt waren, wurde man hierzulande auf den Einsatz von Tropenhölzern auf Gitarren aufmerksam und bemerkte dann, dass eben auch das inzwischen weltweit verbotene Rio-Palisander dazu zählte. Nach dem anfänglichen, sehr restriktiven Vorgehen der Behörden mit zahlreichen Kontrollen und Hausdurchsuchungen bei Sammlern, Händlern und Gitarrenbauern hat man inzwischen eingesehen, dass nicht jeder Gitarrist, der eine alte Strat mit Rio-Palisander Griffbrett spielt gleich als 'Verbrecher' oder mindestens Straftäter einzustufen ist und vom Bundesamt für Naturschutz kam im November 2012 die Empfehlung, ein Konzert auf einem solchen Instrument nicht mehr als Vermarktung des Instrumentes sondern als kulturelle Darbietung einzustufen, sofern die künstlerische Darbietung im Vordergrund steht und nicht dieses Instrument beworben wird.
Der Wortlaut der EU-weit geltenden Verordnung ist hier als pdf abrufbar.
Eine Liste der zuständigen Ämter für Deutschland und die EU ist hier abrufbar
Unter diesem Link gibt es ein Infoblatt des Bundeamtes für Naturschutz zum Thema 'Handel mit Musikuinstrumenten aus Rio Palisander':
https://www.bfn.de/fileadmin/BfN/cites/Dokumente/Infoblatt-Dalbergia-nigra-1.pdf
Ist meine Gitarre mit Rio-Palisander bestückt?
Viele Gitarristen wissen sicherlich gar nicht, dass sie ein Instrument mit Rio-Palisander Griffbrett spielen. Rio-Palisander war ein gängiges Holz für Griffbretter und teils auch für Korpi und Stege von hochwertigen, insbesondere in den USA hergestellte Instrumente bis etwa 1965. Schon damals wurde die Holzart selten und entsprechend teuer, so dass fast alle Hersteller auf ostindisches Palisander auswichen, das aus Indien und inzwischen überwiegend aus Indonesien oder Honduras kommt. Seit 1968 gilt in Brasilien ein Exportverbot für Rio-Palisander und nach bisherigen Erkenntnissen wurde danach nur noch Holz aus Altbeständen verarbeitet, was aber besonders bei Fender in Einzelfällen bis in die 70iger vorkam. Leider versäumten viele Hersteller und Gitarrenbauer es, sich diese Altbestände vor 1992 bestätigen zu lassen. Danach wurde es immer schwieriger einen Nachweis über den Altbestand zu erbringen, denn die entsprechenden Papiere (z.B. Einkaufsrechnungen) waren häufig nicht mehr aufzufinden. Die Hersteller, die nach 1992 noch Instrumente mit Rio gebaut haben, hätten zwingend jedem Instrument einen CITES-Nachweis beilegen müssen. Haben sie dies nicht getan und können es auch nicht mehr nachholen (wie. z.B. Gibson und PRS bereits verkündet haben) sind diese Instrumente nicht zertifizierbar, d.h. sie dürfen nicht mehr gehandelt oder ausgestellt werden. Der reine Besitz ist nicht strafbar, ein Weitergeben ist aber allenfalls an die Erben oder als Spende an staatliche Stellen möglich.
Zusammenfassung
Nach unseren Erfahrungen und der Untersuchung von etlichen Instrumenten beim Thünen-Institut in Hamburg können wir festhalten:
Nahezu alle Fender und Gibson Instrumente bis 1965 sind mit Rio Palisander bestückt, sofern sie nicht einteilige Ahornhälse haben (Fender bis Mitte 1959) oder Griffbrett und Steg aus Ebenholz hergestellt wurden wie z.B. bei der Gibson Les Paul Custom oder Super 400. In den 'Übergangsjahren' 1966 bis 1968 überwiegt der Anteil an Indian Rosewood, Rio Palisander ist aber noch recht häufig zu finden. Viele andere US-amerikanische Hersteller, z.B. auch Rickenbacker, Gretsch, Danelectro und Guild haben bis in die frühen 60iger Jahre Rio-Palisander verarbeitet, Martin hat noch bis ca. 1969 Bestände aus Brazilian Rosewood verarbeitet.
Deutsche und andere europäische Hersteller haben in der Regel nur auf höherwertigen Instrumente und ebenfalls bis in die frühen 60iger Jahre Rio verarbeitet.
Auf japanischen und anderen Fernost-Gitarren haben wir bisher kein Rio-Palisander als Griffbrett feststellen können, - es wurde jedoch bei hochwertigen Akustikgitarren gelegentlich für den Korpus und die Brücken verarbeitet.
Seit 2017 alle Palisanderarten in CITRES Anhang II
Dass Rio-Palisander seit 1992 auf der roten Liste (bzw. CITES I) steht und nicht mehr verarbeitet oder international ohne entspr. Zertifikat gehandelt werden darf, dürfte sich herumgesprochen haben. Was aber ist mit Indischem Palisander…? da kursieren die wildesten Gerüchte.
Fakt ist:
Auf der Artenschutzkonferenz in Johnannesburg wurde im September 2016 beschlossen, dass alle Palisander- und Bubingaarten in den sogenannten CITES II Anhang aufgenommen werden. Die Einstufung ist als Reaktion auf jahrelangen Raubbau und illegalen Handel zurückzuführen und soll in Zukunft die Gewinnung und den Handel wertvoller Holzsorten nachvollziehbar machen. Insbesondere in China wird Palisander in sehr großen Mengen in der Möbelindustrie verarbeitet. Hätte man nun nichts unternommen, wären in einigen Jahren vermutlich die letzten Bestände an Palisander abgeholzt worden. Die Einstufung in CITES II bedeutet, dass bereits ab 2. Januar 2017 der Handel mit diesen Hölzern weltweit zwar nicht verboten ist, aber kontrolliert wird. Für Hersteller, Groß- und Einzelhändler sowie Gitarrenbauer ergab sich daraus eine Menge zusätzlicher Buchhaltung.
Am 26.08.2019 wurde aber auf der CITES Vertragsstaatenkonferenz in Genf einem Antrag der EU und Kanadas zugestimmt, in der CITES II Regelung eine Ausnahme für fertige Musikinstrumente, Teile und Zubehör zu machen, die aus Palisander (Dalbergia spp) gefertigt sind. Entsprechende fertiggestellte Produkte sind somit wieder ohne CITES-Nachweis handelbar. Die Nachweispflicht der verwendeten Hölzer besteht für die Hersteller weiterhin, entfällt aber für den Endverbraucher. So ist auch der Verkauf von gebrauchten Instrumenten wieder ohne Nachweis möglich. Dies gilt allerdings nicht für den in CITES I gelisteten Rio Palisander (Dalbergia nigra, sowie für Dalbergia cochinchinensis).
(Quelle: Gitarre&Bass Magazin)
Weil aber nur die Behörden rechtsverbindliche Auskünfte geben dürfen, möchten wir klarstellen, dass die oben angeführten Infos unserem derzeitigen Kenntnisstand entsprechen und nicht rechtsverbindlich sind. Sobald wir weitere gesicherte Erkenntnisse zu dem Thema haben, werden wir das gerne hier bekannt geben.
Hier eine Liste der europaweit zuständigen Behörden:
http://ec.europa.eu/environment/cites/…/list_authorities.pdf
Hinweise, Links
Jörn Eisenhauer ist anerkannter Sachverständiger für Musikinstrumente/Holz im Sinne des §51 Absatz 1 Satz 2 Bundesnaturschutzgesetz in der Datenbank des Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) 53048 Bonn und erstellt für Kundeninstrumente Gutachten und hilft gerne bei der Beantragung der CITES-Zertikates. Weitere Infos unter: www.rio-palisander.de
Rio-Palisander
So sieht Rio-Palisander im Anschnitt aus (ca. 20-fach vergrößert)
Indisches Palisander
Indisches Palisander hat deutlich mehr Poren. Typisch sind die augenförmig um die Poren und in Bändchen verlaufenden, hell erscheinenden Speicherzellen (Parenchym).
Rio-Palisander Griffbrett
Rio-Palisander Griffbrett mit der typischen schwarz-braunen Färbung, der glatten Oberfläche mit wenigen dafür aber meist sehr langen (1-2cm) aufgeschnittenen Poren
Ostindisches Palisander
Griffbrett aus ostindischem Palisander mit der eher rötlichen, manchmal auch leicht violetten Färbung mit sehr vielen und sehr kleinen Poren
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